Vielfältige Projekte aus dem WPK Diversity & Empowerment JG9/10
Im WPK Diversity & Empowerment haben wir uns im ersten Halbjahr 2022/23 zunächst mit den verschiedenen Bereichen von Vielfalt und unseren eigenen Privilegien beschäftigt.
Dabei ist deutlich geworden, dass Vielfalt sehr viele verschiedene Bestandteile hat und auch ein komplexes Thema sein kann. Alle Menschen sind von diesen Bestandteilen betroffen, so kann eine Person zum Beispiel cis-weiblich, POC (people of color), nicht behindert, pansexuell, atheistisch, … sein.
In der Wortwolke könnt ihr sehen, was wir alles mit dem Begriff in Verbindung bringen.
Um besser verstehen zu können, was es eigentlich bedeutet auf all diesen Ebenen Privilegien (nicht) zu besitzen, haben wir ein kleines Experiment gemacht. Jede*r von uns hat dabei eine Rolle mit ein paar Angaben zu Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung, … bekommen und wir haben dann Fragen gestellt bekommen. Wenn wir diese Fragen mit „JA“ beantworten konnten, sind wir einen Schritt nach vorne gegangen, sonst sind wir stehen geblieben. Dadurch wurde deutlich, dass viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen Vor- und Nachteile im Leben haben, für die sie absolut nichts können. Diese Vorteile bezeichnet man als Privilegien. Eine andere Möglichkeit, um sich seiner eigenen Privilegien bewusst zu werden, ist der „Privilegien-Check“ oder auch „Mach einen Finger runter, wenn…“-Methode genannt.
Wir haben dazu kleine Videos angefertigt:
Danach haben wir uns in Kleingruppen mit unseren eigenen Projektideen zum Thema Vielfalt beschäftigt.
Dabei sind zum Beispiel diese Kunstwerke entstanden:
Andere Gruppen haben Posts für den Instagram-Account @vielfalt_spgs gestaltet, Interviews für einen Podcast gemacht oder haben eine Umfrage in der Schule durchgeführt und ausgewertet.
Hier zwei Beispiele unserer Ergebnisse:
Hier ein kleiner Auszug aus der Straßenumfrage des Podcast-Teams:
Und abschließend noch der Bericht zu der Umfrage an unserer Schule:
Wir, 3 Schülerinnen aus dem WPK Diversity & Empowerment, haben eine Umfrage mit 14 Schüler*innen und 4 Lehrer*innen über sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gemacht. Dabei sind wir auf viele schöne, aber auch auf unschöne Dinge gestoßen. Wir haben beispielsweise auch Leute interviewt, die nach dem wir gesagt haben, um was es geht, nicht mehr mitmachen wollten, weil sie ein Problem mit dem Thema hatten. Wir fanden das sehr schade, da es ein sehr wichtiges Thema ist. Nach unserer Gegenfrage, wieso sie das denn so schlimm finden, kam nie wirklich eine richtige Antwort. Manche meinten, dass sie es wegen ihrer Religion „nicht erlauben können“, die anderen hatten generell einfach ein Problem damit und empfanden dieses Thema als „ekelhaft“.
Bei der Umfrage mit den Lehrkräften war es noch schwerer für uns, einige wollten dazu keine persönliche Auskunft geben und haben deswegen das Gespräch abgebrochen, manche hatten auch keine Zeit. Die Lehrkräfte, die wir befragt hatten, waren aber sehr offen mit dem Thema und haben gut reagiert, das hat uns sehr gefreut. Alle von ihnen wollten anonym bleiben.
Uns ist aber in letzter Zeit auch aufgefallen, dass es auch noch Lehrkräfte gibt, die leider nicht so gut mit dem Thema umgehen und nicht sehr offen sind, dass finden wir schade. Lehrkräfte können eine wichtige Bezugsperson für uns Schüler*innen sein. Es ist wichtig für uns Schüler*innen richtig zu gendern und auch die richtigen Pronomen zu benutzen. Wir selbst haben auch schon miterlebt, dass jemand misgendert wurde. Die Lehrkraft meinte: „Mir ist egal, wie du gegendert werden willst, ich sehe sowas wie gendern nicht ein!“. Wir haben die Lehrkraft direkt dann darauf angesprochen, aber sie hat es nicht eingesehen. Sowas geht unserer Meinung nach gar nicht und wir waren sehr enttäuscht. Wir sind natürlich aber auch sehr froh und dankbar, dass es noch andere Lehrkräfte gibt, die mit Thema viel besser umgehen und sehr respektvoll sind.
Ergebnisse der Umfrage mit 14 Schüler*innen:
- Von 100% sind 62% hetero, 28% bi und 10% ohne Label.
- Von 100% benutzen 85% die Pronomen she/her, 8% benutzen die Pronomen he/him, und 7% benutzen die Pronomen they/them.
- Von 100% wurden bei 31% schon mal die Pronomen in der Schule nicht ernst genommen, bei 69% wurden Pronomen ernst genommen.
- Von 100% wurden 46% schon mal von einer Lehrkraft misgendert, bei 46% ist das noch nicht vorgekommen und bei 8% war es indirekt.
- Von 100% hatten 28% aufgrund ihrer Sexualität und/oder Geschlechtsidentität in der Schule bereits Schwierigkeiten (Belästigung, Beleidigung, …), bei 72% war das nicht der Fall.
- Von 100% sind 69,3 geoutet, 15,4% nicht und 15,4% nur bei Freunden.
- Von 100% wurden 84% bei ihrem Outing ernst genommen, 8% sind nicht geoutet und 8% wurden nicht ernst genommen.
- Von 100% können sich 8% mit ihrem/ihrer Partner*in in der Schule sicher fühlen, 28% fühlen sich nicht sicher, 64% machen dazu keine Angabe.
- Von 100% fühlen sich 54% sicher ihre Sexualität offen in der Schule zu zeigen, 15% fühlen sich nicht sicher und 31% finden es normal/selbstverständlich.
- Von 100% gehen bei 31% Personen die Mitschüler*innen gut mit ihrer Sexualität/Geschlechtsidentität um, bei 28% ist das nicht der Fall.
Bei 15% sind die Mitschüler*innen sehr supportiv, 26% wissen sie es nicht/bzw. wird es nicht thematisiert.
Ergebnisse der Umfrage mit 4 Lehrkräften:
- Von 100% stehen 100% gut dazu, wenn ihre Schüler*innen eine nicht heteronormative Sexualität oder eine nicht cis-normative Geschlechtsidentität haben.
- Von 100% probieren 100% ihre Schüler*innen richtig zu gendern.
- Von 100% probieren 100% Rücksicht bei diesem Thema zu nehmen.
- Von 100% gendern 50% im Alltag und 50% probieren es.
- Von 100% haben sich 100% schon mal mit dem Thema auseinandergesetzt.
- Von 100% unterstützt 100% LGBTQ+.
- Von 100% sind 75% kein Teil von LGBTQ+, und 25% sind ein Teil.
- Von 100% würden 75% supportiv reagieren, wenn sich Schüler*innen sich outen würden, 25% würde „normal“ reagieren.
Mit Blick auf die Ergebnisse ist unser Fazit, dass wir uns wünschen würden, dass mehr über das Thema sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten aufgeklärt wird, vor allem in den jüngeren Jahrgängen.
Wir haben bei unserer Befragung auch feststellen müssen, dass es noch Personen gibt, die nicht wissen, was das bedeutet und noch nichts über die Themen erfahren haben. Wir finden das sehr schade, denn unserer Meinung nach sollten auch Kinder schon wissen, dass es verschiedene sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gibt und das auch völlig normal ist.
Wir würden uns auch wünschen, dass es noch mehr Lehrkräfte gibt, die das Thema zu 100% unterstützen und auch akzeptieren. Außerdem sollten Lehrkräfte wirklich probieren richtig zu gendern und darauf Rücksicht nehmen, die Wunschpronomen zu verwenden. Denn wenn Lehrkräfte misgendern oder den deadname nutzen, können die Schüler*innen verletzt und ihnen das Gefühl geben werden, dass sie als Mensch und so wie sie sich fühlen nicht normal seien.
Ebenso würden wir uns wünschen, dass queerfeindliche Aussagen stärker geahndet werden und sich Lehrkräfte dann auch wirklich die Zeit nehmen mit der Person zu reden. Wir verstehen, dass Lehrkräfte da auch nicht viel machen können und auch nicht jede Meinung umstimmen können, aber queerfeindliche Aussagen können schwer die Psyche eines Menschen verletzen, vor allem die eines jungen Menschen. Wir verstehen, dass es auch hier in der Schule eine Meinungsfreiheit gibt, aber queerfeindliche Aussagen sind keine Meinung, sondern nur Diskriminierung einer Gruppe von Menschen.
Daher richten wir uns explizit an die Schulgemeinschaft: Wir selbst haben bei der Durchführung der Befragung leider merken müssen, dass es noch Leute gibt, die diskriminierende/nicht respektvolle Aussagen tätigen, deswegen bitten wir um mehr Aufklärung in der Schule und um strengere Ahndung bei queerfeindlichen und generell diskriminierenden Aussagen. Niemand sollte bei uns an der Schule das Gefühl haben „unnormal“ zu sein.
Wir würden uns sehr freuen, wenn alle mehr darauf achten und wir mehr Rücksicht aufeinander nehmen.